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Von Grund auf neu: Der Lindenhof kann bald wieder Jugendzentrum werden
Zurzeit werden die letzten Innenausbauten fertiggestellt, danach kann der Lindenhof wieder in Betrieb genommen werden. „Mit dem Jugendhaus Lindenhof haben wir nun eine weitere der großen Sanierungsmaßnahmen so gut wie abgeschlossen, die mit den großen Überschwemmungen im Sommer 2021 im Stadtgebiet nötig wurden“, freut sich Baudezernentin Andrea Deppe, „die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Fachbereichs Gebäudewirtschaft und die beauftragten Firmen haben dabei großartige Arbeit geleistet."
Drei Jahre haben die Baumaßnahmen am Lindenhof gedauert, denn das Jugendhaus war im Juli 2021 durch das Hochwasser bis auf die Grundmauern verwüstet worden. Im gesamten Untergeschoss hatte das Wasser bis unter die Kellerdecke gestanden, die Feuchtigkeit ließ sämtliche Inneneinrichtung verschimmeln, auch in den Bereichen, die nicht überschwemmt waren. Beim Rückbau traten überdies weitere Mängel zutage. Mit der Sanierung wurde das Gebäude soweit als möglich für die Zukunft hochwasserfest gemacht.
Wer das Gebäude betritt, nimmt als erstes die helle Großzügigkeit der Räume wahr. Es riecht nach Farbe. Bei den ersten Besuchen zur Bestandsaufnahme im August 2021 war das noch ganz anders. „Damals durften wir die Baustelle nur in Schutzanzügen und mit Atemmaske betreten,“ berichtet Ute Schmidl vom Fachbereich Gebäudewirtschaft, „die Raumluft war hoch belastet mit Schimmelsporen und gesundheitsschädlich.“ Im August 2021 hatte die „WGL Leverkusen“ der Stadt Leverkusen das Gebäude rückübertragen. Danach konnte mit der Entrümpelung und Trocknung begonnen werden. Zunächst wurden von Schimmel befallene oder nicht mehr funktionsfähige Möbel, Geräte, Regale, Türen und andere lose Gegenstände entsorgt. Zu rettende Teile wurden gereinigt, desinfiziert und im EG zwischengelagert. Eine Heizungsanlage und Elektroversorgung wurden soweit möglich instandgesetzt, denn der per Generator erzeugte Notstrom war für den Einsatz der Trocknungsgeräte nicht ausreichend.
Die Stadt Leverkusen begleitete die Rückbau- Reinigungs- und Trocknungsarbeiten bis diese im März 2022 fertiggestellt waren. In dieser ersten Phase wurde außerdem ein Schadstoffgutachten der vorhandenen Baustoffe beauftragt und eingeholt, mit dem Ergebnis, dass neben Schimmel eine teerkorkhaltige Dämmung im Bierkeller, asbesthaltige Putze in der Waschküche und „Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe“ (PAK) im Kühlraum gefunden wurden. Überdies stellte sich heraus, dass das Parkett nicht nur schimmelig, sondern auch auf großen Teilflächen aufgequollen war, womit nur noch eine Neuverlegung infrage kam. Die Erstellung des Sanierungskonzepts und die spätere Umsetzung übernahm die Sparkasse Leverkusen mit dem externen Architekturbüro Wirtz + Kölsch. Deren Vorplanung war im Juni 2022 abgeschlossen.
Neue Technik und Schutz gegen Hochwasser
Nach dem Rückbau aller belasteten Materialien und einigen statischen Ertüchtigungen begann der Wiederaufbau. Im Vordergrund stand dabei zunächst der Hochwasserschutz. Durch eine Verlagerung der Technik, also Heizungszentrale, Elektro- und Lüftungsanlage, sollte diese nicht mehr wie zuvor Gefahr laufen, als erstes vom Hochwasser außer Funktion gesetzt zu werden. So wurde aus der ehemaligen Kegelbahn im Keller eine Lüftungszentrale mit aufgeständerter Anlage. „Damit bleibt die neue Anlage bei eindringendem Wasser noch lange geschützt“, erklärt Architekt Bernd Wirtz, „allerdings konnten wir sie nicht über den Pegel des Höchststands von 2021 heben. Dafür war die Kellerdecke nicht hoch genug.“ Mit mobilen Hochwasserschutzelementen vor den Kellerfenstern werde das Gebäude noch versehen und sei dann auch von außen gesichert. Eine Mauer entlang der Kellereinfahrt schützt das Gebäude überdies vor eindringendem Wasser.
Ein Großteil des weitläufigen Kellers des ehemaligen Ausflugslokals ist heute der Technik vorbehalten. Die neue Heizungstechnik wurde durch eine Hybridanlage mit drei Wärmepumpen ergänzt. Überdies wurden die Kellerwände soweit möglich abgedichtet, tragende Säulen ertüchtigt, die Garagen ausgebaut und deren Tore erneuert. Auch im Dachgeschoss wurde die Lüftungstechnik für die frühere „Kneipe“ im Erdgeschoss ergänzt.
Historische Substanz wieder sichtbar
Da die gesamten technischen Anlagen erneuert werden mussten, kamen beim Rückbau der abgehängten Decken historische Balken und Stuckelemente zum Vorschein. Die bereits vorhandene indirekte Beleuchtung des großen Saals wird nun durch energiesparende LED-Beleuchtung in Szene gesetzt. Ihre runde Form wiederholt sich den in neu installierten LED-Leuchten in den Seitenbereichen. Solche Modelle erleuchten auch die anderen Räume. Im gesamten Gebäude wurden Fenster instandgesetzt, die beschädigten Holztüren aufgearbeitet und denkmalrelevante Details wiederhergestellt. Alle WC-Anlagen wurden nach heutigem Stand der Technik saniert, ein Behinderten-WC, ein Duschbad und ein Waschmaschinenraum eingebaut. Die Treppen, Stützen und Heizkörperverkleidungen wurden repariert und denkmalgerecht aufgearbeitet. Im Saal und den dazugehörigen Nebenräumern wurde neues Parkett verlegt, die Fliesenböden zum Teil erneuert. Die Bühne im großen Saal wurde repariert, der Vorhang ausgetauscht und alle Wandflächen in hellen Tönen gestrichen.
Die Fassade ist noch teilweise eingerüstet. Auch sie wird nach historischen Vorgaben erneuert. Neue Außenleuchten geben bei Veranstaltungen mehr Licht im Außenbereich. Voraussichtlich in den Herbstferien kann das Jugendhaus wieder einziehen. Mit einer feierlichen Eröffnung ist frühestens im Dezember zu rechnen.